Integrierte Kommunikation im Zeitalter Web 2.0 – Innovative Konzepte & Praxisbeispiele
In zentraler Innenstadtlage stellte Marco Piskurek, Director Planning & Strategy bei Pepper, einer internationalen Marketing- und Kommunikationsagentur, am 3. Juli 2007 die Herausforderungen und Chancen integrierter Kommunikation in Zeiten von Web 2.0 dar. Im Anschluss an den spannenden Vortrag mit vielen Praxisbeispielen, wurde das Thema bei Getränken und Fingerfood weiter heiß diskutiert.
Mehr denn je steht heute der Konsument im Mittelpunkt des Internets. Noch vor einigen Jahren fokussierte sich die Internetnutzung vor allem auf das Verbreiten und Abrufen von Informationen, das Surfen, Mailen und den Erwerb von Produkten. Dieses Verhalten hat sich durch die verbesserten technischen Möglichkeiten, die günstigen Nutzungskosten und die Masse an Internetnutzern grundlegend geändert. Das Besondere an Web 2.0 ist der „User Generated Content“. Der Anwender hinterfragt Inhalte, stellt eigene Themen zur Diskussion, verbreitet Meinungen und noch „schlimmer“, so Marco Piskurek, er produziert Werbung sogar selbst.
Im Fall des Computerherstellers Dell, rief z.B. ein frustrierter Kunde, dessen Kritik bei dem Unternehmen keine Beachtung fand, einen eigenen Blog ins Leben. Dort berichtete er von seinen negativen Erfahrungen mit der Firma. Das verbreitete sich schnell: Verlust an Glaubwürdigkeit und positivem Markenimage waren die Folge. Das Unternehmen reagierte schnell mit einem eigenen Kundenportal, welches sich fortan aktiv um die Belange seiner Kunden kümmerte.
In den USA nutzen bereits viele große Unternehmen den viralen Effekt des Web 2.0 und setzen dieses Instrument ganz gezielt in ihrer integrierten Kommunikation ein. Das „Transmediale Storytelling“ zum Beispiel, stützt sich auf die Streuung einzelner Teilinformationen, die die Konsumenten selbst zu der Gesamtaussage zusammenfügen, also eine sich entwickelnde, nicht-lineare Marken-Story.
Der Automobilhersteller Audi nutzte diesen Trend zur Einführungen des neuen Audi A3 und initiierte auf der Launch-Veranstaltung den Diebstahl des Modells. Mit Hilfe von Teilinformationen, die das Unternehmen über die unterschiedlichen Kanäle, wie Anzeigen, Outdoor, TV, Radio, Websites, Live Events, E-Mails und Videos streute, wurde die Geschichte vorangetrieben. Das Interesse der Konsumenten stieg stetig an und mit 2 Millionen Website-Besuchern, 4.000 Testfahrten und 10.000 potentiellen Käufern war die Kampagne überdurchschnittlich erfolgreich.
Das Fazit ist eindeutig: der Konsument ist nicht länger nur passiver Empfänger von Werbebotschaften. Seit Web 2.0 ist er ein ernstzunehmender Mitgestalter und somit Erfolgs- und Risikofaktor.
Grundsätzlich gilt für Unternehmen: Sie müssen die Bedürfnisse und Präferenzen ihrer Zielgruppen kennen und relevant, glaubwürdig und authentisch mit ihnen kommunizieren und interagieren. Innovation und Effektivität sind weitere Erfolgsfaktoren. Konsumenten sind heute nur noch mit Hilfe neuer Ideen und innovativer Wege zu erreichen, „Me-too“-Strategien bleiben fast immer erfolglos. Und – eines darf nie vergessen werden: Marketing und Kommunikation müssen als ständiger Lernprozess verstanden werden, wie das Beispiel von Dell anschaulich zeigte.
Markus Bayrle